Insektensterben – ein Thema, über das wir bereits mehrere Artikel geschrieben haben. Und nicht nur wir. Forscher*inne und Umweltschützer*innen warnen schon seit Jahren davor, dass die Anzahl an Insekten immer weiter sinkt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass weltweit mehr als 40 Prozent der Insektenarten vom Aussterben bedroht sind. Nicht nur Bienen, sondern auch Schmetterlinge, Hummeln, Käfer, Fliegen, Heuschrecken und viele andere. Insgesamt sind diese kleinen Tierchen zuständig für das Bestäuben von rund 70 Prozent der Nutzpflanzen, die dem Menschen als Nahrungsgrundlage dienen.
Die Gründe für das Insektensterben sind zahlreich. Darunter sind sinkende Lebensräume durch intensive Landwirtschaft, Flächenversiegelungen, der Einsatz von Pestiziden und der Klimawandel. All dies ist bekannt – doch Gegenmaßnahmen werden bisher nicht in ernstzunehmendem Maße ergriffen. Jetzt glauben Wissenschaftler*innen eine Möglichkeit gefunden zu haben, diese fatale Entwicklung aufhalten zu können: Solarparks.
Solarparks und Insekten – eine potentielle Symbiose?
Unbehandelte Blühstreifen sind bereits seit längerem eine bekannte Maßnahme, um Insekten Futter und Lebensräume zu bieten. Über Projekte wie “Blühende Alb“, “Ökologische Nische Friedhof” und “Blumiger Landkreis Osnabrück” haben wir berichtet. Dabei wird eine Mischung aus blühenden Pflanzenarten zwischen Äckern oder auf offene Flächen gepflanzt, um die Biodiversität zu erhöhen.
Freiflächen-Solarparks nehmen viel Platz ein, sind aber nur mit den Füßen im Boden verankert. Unter den Modulen und drumherum gibt es also viel freie Fläche. Bisher sind diese Flächen meist mit Schotter oder Torfgras bedeckt, um zu verhindern, dass Unkraut oder andere Pflanzen Schatten auf die Solarmodule werfen und damit die Energiegewinnung beeinträchtigen könnten. Doch was wäre, wenn diese freien Flächen zum Schlemmerparadies für Insekten umgewandelt werden würden?
Solarparks als idealer Lebensraum für Bestäuber
Für eine artenreiche Pflanzenwelt rund um die Solarmodule muss eine spezielle Saatgutmischung ausgebracht werden – denn die richtige Mischung muss nicht nur ein Schlemmerbuffet für Insekten sein, sondern auch aus niedrig wachsenden Blütenpflanzen bestehen, die keinen Schatten auf die Solarmodule werfen und verhindern, dass hohe Gräser und Unkräuter wachsen. Dadurch wird nicht nur Insekten eine Futterquelle geboten, sondern auch Mäharbeiten und die Anwendung von Pestiziden und Herbiziden überflüssig. Das senkt wiederum die Wartungskosten der Solarparks. Auf diese Weise könnten die Kosten für Anschaffung und Bestellung der blühenden Flächen wieder ausgeglichen werden.
Insekten, die sich im Solarpark ansiedeln, fliegen auch umliegende Flächen an
2018 veröffentlichten Wissenschaftler*innen eine Studie, die untersuchte, ob das Erstellen und Erhalten von Lebensräumen für Bestäuber-Insekten landwirtschaftliche Vorteile mit sich bringt. Dafür prüften sie rund 2.800 Solarparks in den USA. Das Ergebnis: Die Gebiete um die Solarmodule seien ein idealer Standort für bestäubungsfreundliche Pflanzen und haben einen positiven Effekt auf die Ernteerträge der umliegenden Äcker, da die Insekten, die sich im Solarpark ansiedeln, auch umliegende Flächen anfliegen.
Eine Win-Win-Win-Situation also! Für die Solarpark-Betreiber*innen, die weniger Wartungsarbeiten durchführen müssen. Für die Insekten, die neue Futter- und Schutzquellen finden. Und für die Landwirte*innen der umliegenden Flächen, die höhere Ernteerträge erzielen können.
Solarparks als Rückzugsgebiete für Insekten
Freiflächen-Solaranlagen können also mehr leisten als “nur” umweltfreundlichen Strom zu erzeugen. Durch eine Mehrfachnutzung werden neue Lebensräume für Insekten geschaffen – mit einer positiven Auswirkung auf die angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen.
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Ein Kommentar
Hallo Tamara,
Danke für den schönen Artikel. Ich finde es großartig, dass die Flächen für einen Solarpark zusätzlich für Insekten genutzt werden können. Das ist Nachhaltigkeit im doppelten Sinn und wertet den Park zusätzlich auf. Richtig klasse!
Liebe Grüße
Emilia