Noch gibt es fast doppelt so viele Neugründungen von männlichen Unternehmern, also von weiblichen. Im Bereich Social Business gibt es jedoch eine 30% höhere Wahrscheinlichkeit, dass dieses durch eine Frau gegründet wurde. Um Frauen bei ihrem Weg in die Selbstständigkeit beratend zu unterstützen, hat Gabriele Möhlke vor 25 Jahren den Verein Berufswege für Frauen in Wiesbaden gegründet.
Doch was bei einer Gründung meistens unverzichtbar ist – Zugang zu Kapital – bleibt Frauen aus schwierigeren Verhältnissen kommend (weil alleinerziehend, durch Alter, Arbeitslosigkeit oder mit Migrationshintergrund) aufgrund fehlender Sicherheiten verwehrt.
Der Erstkontakt zu Prof. Yunus, Begründer der Grameen Bank während eines Social Business Summits gab den ausschlaggebenden Impuls, einen eigenen Mirkokredit-Fond zu gründen. So entstand 2009 schließlich das Projekt Social Business Women, mit Prof. Yunus als Schirmherrn, welches Gründerinnen, unabhängig ihrer persönlichen Situation sondern nach der Tragfähigkeit ihrer sozialen Geschäftsidee bewertend, ein Darlehen vergibt.
Nicht alle Geschäftsideen sind sozial. Die Frauen werden gefördert wenn sie A) selbst sozial benachteiligt/ in hinderlichen Umsatänden sind, oder B) ein Sozialunternehmen gründen wollen. Der Kreditrahmen bewegt sich zwischen 3.500 und 10.000 Euro und ist eingebettet in ein umfangreiches Begleitprogramm. Es beinhaltet nicht nur diverse Seminare zur Vermittlung des notwendigen unternehmerischen Know-Hows, sondern auch fachbezogenes Coaching von jeweiligen Experten bei spezifischen Problemen und einer persönliche Mentorin, welche das Projekt drei Jahre lang begleitet.
Die Mentoren kommen dabei aus dem höheren Management von namhaften Unternehmen, wie der UBS-Bank, T-Systems und der Accenture Unternehmensberatung, die, wie Jördis Flöther, Projektmanagerin bei Social Business Woman, sagt, selber sehr viel Inspiration aus dem Unternehmergeist ihrer Mentees gewinnen: „Hier steckt sehr viel nicht abgefragtes Innovationspotential.“ Der Fond selber wird von Unternehmen und Privatpersonen getragen, welche Einlagen zwischen 5.000 und 10.000 Euro bis Ende 2019 getätigt haben; Kapitalwerterhaltend, versteht sich, allerdings ohne Zinserträge und mit verbleibenden Ausfallsrisiko.
Ob ein Taekwondo-Studio für Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund oder Naturmode mit lettischen Stoffen, endgefertigt in Integrationsbetrieben; Die Geschäftsideen sind so vielseitig wie die Geschichten ihrer Gründerinnen. „Die meisten Frauen, welche bei uns Gründen, sind Kleinunternehmen. Es geht in erster Linie darum, dass die Person davon leben und ihre Familie ernähren kann.“ so Flöther.
Seitdem hat sich viel getan. Es konnten elf Mikrokredite vergeben und ein starkes Netzwerk aufgebaut werden. Unter anderem entstand ein Trainer-Austauschprogramm für Frauen mit einer Hochschule in Kerala, Indien. 2011 hat Social Business Women dafür den Diversity Preis durch Henkel, McKinsey und der Wirtschaftswoche erhalten.
Aufgrund des Erfolges hat der Berufswege für Frauen e.V. zusammen mit der Accenture Unternehmensberatung nun den Social Business Women e.V. gegründet und plant das Konzept zunächst in sieben weiteren deutschen Städten auszubauen.
Dabei werden jeweils bereits existierende Initiativen, welche sich auf das Thema „Gründung durch Frauen“ spezialisiert haben, als Intermediäre für den Kredit einbezogen.
Wer sich von dem Konzept überzeugen will, kann am 22. Nov. im Foyer des Wiesbadener Rathauses die Unternehmerinnen mit ihren Produkten und Dienstleistungen antreffen
und sich über das Angebot und die Konditionen von Social Business Women näher informieren.
3 Tipps von Jördis Flöther zum Thema „Wiederkehrende Gründungsfehler“:
1. „Das Konzept muss unbedingt aufgeschrieben werden, um eventuelle Lücken zu finden. Manchmal stellt sich heraus, dass das Geschäftsmodell nochmal überdacht werden muss. Natürlich sind in Businessplänen die Zahlen meistens eher hypothetisch. Aber man kann daran trotzdem erkennen, ob das Konzept überhaupt irgendwie tragfähig sein wird.“
2. „Gewisse Aufgaben sollten ausgelagert werden, da kein Mensch alles alleine kann. Man sollte sich auf seine Kompetenzen und sein Kerngeschäft konzentrieren und andere Dinge wie die Gestaltung der Webseite oder die Buchhaltung externen Profis in die Hand geben. Das Prinzip Selbst und Ständig ist nicht wirklich ratsam; auch nicht am Anfang einer Gründung. Natürlich bedeutet das weitere Investitionen. Aber diese lohnen sich unbedingt. “
3. Wenn man im Team gründet, sollte man sich regelmäßig absprechen und die Sitzungen protokollieren, um Visionen und Ziele abzugleichen. Das schriftliche Festhalten von Zielen hat mehr Power, als man denkt. So können aber vor allem spätere Diskrepanzen vermieden werden, welche oftmals das Aus von Pojekten bedeuten können.“
(Autorin: Anna Rösch)